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Gerhard Steinsiek an Fritz Wixforth, 19.9.1939

Linie
Viereck

Quelle Archiv Bertelsmann, Gütersloh.

Antwortschreiben Gerhard Steinsieks, bei Bertelsmann Geschäftsführer auf Schreiben von Fritz Wixforth, Vertriebsleiter der Firma, vom 13.9.1939.

Das Dokument gibt nicht nur Einblick in die ersten Planung der Werbung für das Feldpostgeschäft. Es bietet auch einige Information zu Autoren auf dem Gebiet der Kriegsbuchproduktion und deren Situation mit Kriegsbeginn.

Herrn
Fr. Wixforth

 

 

[Gütersloh,] St[einsiek]/Tr[use] 19. Sept. 1939

 

Lieber Herr Wixforth!

Schönen Dank für Ihren ausführlichen Brief vom 13. ds. Mts. Ich kann mir denken, daß allmählich dieses Warten für Sie alle zermürbend ist. Wie gut haben wir es dagegen, die wir hier sozusagen unbehelligt unserm Beruf nachgehen können, wenn auch die Sorgen wegen der Fortführung des Betriebs nicht gerade klein sind.

Ihre Vorschläge, feldpostmässig verpackte Bücher mit ins Schaufenster zu legen, sind sicherlich recht gut und werden befolgt werden. Allerdings ist beim Einzelverpacken der Bände natürlich unmöglich, daß der Verlag etwa die Extra-Verpackungskosten trägt. Das Nähere soll mit Herr[n] Bulier in Leipzig noch besprochen werden. Im Augenblick sind übrigens ja immer noch Beschränkungen im Feldpostverkehr, so daß nur Päckchen von einem halben Pfund zugelassen sind; doch denke ich, daß dieses sich bald bessern wird.

In diesen Tagen war Ihre Frau hier, und wir haben mit ihr ausführlich wegen der Familien-Unterstützung gesprochen, auch Herr Mohn. Zunächst einmal eins: Die Firma ist auch bei Ihnen bereit, wie bei den andern Angestellten, die eingezogen sind, den anrechnungsfreien Betrag Ihres bisheigen Gehalts weiterzuzahlen. Die Sache geht folgendermaßen vor sich: Die Stadtverwaltung bewilligt Ihrer Familie einen bestimmten Satz als Familien-Uterstützung und teilt uns, dem Betrieb, mit wie hoch der anrechnungsfreie Betrag ist, den wir zusätzlich zahlen können, ohne daß dadurch die tatsächliche Familien-Unterstützung gekürzt wird. Das ist dann zusammengenommen nicht ganz Ihr bisheriges Einkommen, aber soweit ich unterrichtet bin, doch annähernd soviel.

Nun hatte aber Herr Grießbach entschieden, daß Ihre Familie monatlich nur RM. 9.– als Familienunterstützung erhalten solle. Das schien mir aber so wenig, daß ich Ihrer Frau geraten habe, doch noch einmal mit einer von uns ergänten List der zwangsläufigen Ausgaben an die Stadtverwaltung heranzutreten, damit dieser lächliche Betrag angemessen erhöht wir. Das müssen wir also abwarten.

Im übrigen lasse ich an Ihre Frau je RM. 100.– für die beiden Bücher "Tannenberg" und "Geschwader Spee" überweisen, da diese auf Ihre Anregung hin erschienen sind.

Herr Dessin ist heute wieder einmal nach Berlin gefahren. Wir stehen in ziemlich enger Verbindung nicht nur mit dem Propagandaministerium, in dem Herr Dessin den stellvertretenden Leiter der Schrifttumsstelle, Oberregierungsrat Schlecht, eineinhalb Stunden seinerzeit gesprochen hat, sondern auch neuerdings mit der Pressestelle der Reichsregierung. Ich hoffe doch daß sich daraus manches Ersprießliche für unseren Verlag ergeben wird. Herr Volck hat den ersten realen Verlagsplan uns mitgeteilt. Er will die Taten des Bombengeschwaders Hindenburg für uns aufschreiben, das nicht nur Gdingen bombardiert, sondern auch den Vormarsch nach Innerpolen ständig mitgemacht hat. Ich hätte ja lieber gesehen, wenn ein anderer diese oder eine ähnliche Aufgabe übernommen hätte, habe aber Herrn Volck mitgeteilt, daß wir zu unverbindlicher Prüfung seines fertigen Manuskriptes bereit wären. Dohm und Clemens Laar sind als Soldaten (haben noch keine Charge) im Westen, Ettighoffer als Oberleutnant ebenfalls im Westen. Ich bin noch am Korrespondieren mit ihm wegen des Westwallbuches, weil dieses an sich auch in unsere Feldausgaben-Reihe hinein könnte. Unser Gesamtpersonal haben wir jetzt auf ca. 22 Gefolgschaftsmitglieder vermindert. Alles übrige ist ausgeliehen oder vom Arbeitsamt vermittelt mit der Berechtigung, daß wir, falls wir sie nötig haben, sie jederzeit zurückholen können. Herr Oeltze war jetzt eine Woche unterwegs und zwar in Kassel und Thüringen und hat von dort überraschend gute Bestellungen mitgebracht. Daraufhin ist nun Herr Baumann auch heute gefahren. Man merkt auch an der Post, daß der erste Schreck allmählich überwunden ist, so daß der Buchabsatz langsam in Gang kommt. Wir wünschen Ihnen dort am Wasser alles Gute.

Herzliche Grüße Ihr [Gerhard Steinsiek]


Ende