index

Volck, Herbert
4.4.1894 - August 1944

Linie
Viereck Olaf Simons, 2004

Flieger, paramilitärischer Kämpfer, Privatdetektiv, Spion, Astrologe und nicht zuletzt Autor autobiographischer abenteuerlicher Romane, die militant und offensiv Politik im Sinne des Nationalsozialismus machten. Geboren am 4.4.1894 als Sohn des Alldeutschen Adalbert Volck in Dorpat im Baltikum. 1905 nach Ausschreitungen gegen Deutsche im Baltikum auf Drängen des Vaters mit der Familie nach Blankenburg im Harz umgezogen, dortige Gymnasialzeit. 1908 Umzug der Familie nach Weimar. Frühe deutschnationale und antisemitische Prägung bei - so Th. H. Wulff, der die detailliertesten persönlichen Eindrücke zu Volck aus Sicht des Astrologen lieferte - geringen kulturellen Interessen. Studium in Jena, kurzfristig auch Besuch einer französischen Schule in Genf, endlich Rückkehr ins Baltikum.

1913/14 militärische Ausblidung als Einjährig-Freiwilliger im Dragonerregiment 16, Lüneburg. Teilnahme am Ersten Weltkrieg zuerst im IX. Korps als Dragoner an die Marne, dann, nach erfolgreichen Einsätzen, im Rang eines Unteroffiziers in der Infanterie. Fliegerausbildung in Hannover und - am 29.10.1915 - Abschuß bei einem Fronteinsatz vor Pinsk. Kriegsgefangenschaft in Sibirien, Flucht an die chinesische Grenze, erneute Gefangennahme und in den russischen Revolutionswirren 1917 erneute Flucht. Dubiose politische Tätigkeit im Kaukasus, wo Volck sich an der Organisation eines Aufstands der moslemischen Bevölkerung maßgeblich beteiligt haben will, mit dem Ziel, die Ölfelder von Baku für das Reich zu sichern - weitere Flucht, diesmal bis an die deutsche Palästinafront.

Am 23.2.1918 hält Volck im Auftrag der Obersten Heeresleitung im Großen Hauptquartier in Kreuzach einen Vortrag über wirtschaftspolitische Möglichkeiten, die die kaukasischen Ölquellen eröffnen. Seine militärische und politische Tätigkeit bringt ihm das Eisernene Kreuz erster Klasse ein und die Anregung Hindenburgs, seine Erlebnisse niederzuschreiben - der Ausgangspunkt für seinen 1936 veröffentlichten Sibirienroman Die Wölfe. Das Kriegsende erlebt er in Berlin in der Nachrichtenabteilung der Kaiserlichen Deutschen Delegation im Kaukasus mit dem Aufgabengebiet Spionageabwehr und Erkundungsdienste.

Freikorpsaktivitäten in einer vom Vater finanzierten Truppe, die sich am Ende im Baltikum unter dubiosen Bedingunegn auflöst. Volck kehrt verwundet und wie man ihm nachsagt mit dem Vermögen der Regimentskasse ausgestattet, nach Deutschland zurück.

1921 leitet er ein eigenes Detektivbüro und tätigt dubiose Geschäfte im Waffenhandel. Ab dem Frühjahr 1922 längerer Aufenthalt in den USA - den Anlaß bietet offiziell der Auftrag eines Klienten, den Verbleib eines gestohlenen Rembrandts zu klären. Vortragstätigkeiten in deutschen Klubs, die er mit Themen seiner Kriegserlebnisse, und Ausführungen zur Kriegsschuldfrage und zum Versailler Vertrag bestreitet und mit dubiosen Behauptungen über die eigene konspirative Tätigkeit in den USA spickt, was schließlich eine Intervention der deutschen Botschaft bedingt, die Volck alle weitere propagandistische Tätigkeit in den USA untersagt.

1923 in Deutschland zurück, Trennung von seiner Frau und in München erste Kontakten mit der NSDAP. Begegnungen mit Göring und Röhm. Kontakt zu Martin Bormann in Hamburger Unruhen des Jahres. In den folgenden Jahren Vertreter, Verkäufer von Landmaschinen, Redakteur und völkischer Agitator in der Agrarkrise. Bericht der Ereignisse im Sammelband Revolutionen der Weltgeschichte (1933) dem Volck einen Beitrag "Schwarze Fahnen" beisteuert.

1928 erhält Volck als "Adjutant" des in der Schleswig Holsteinischen Landvolk-Bewegung engagierten Claus Heim den Auftrag, die Heimwehren Schleswig-Holsteins zu organisieren. Die Verwicklung in eine Serie von Sabotage-Anschlägen bringt Volck, der sich nach zweiter Heirat (Edda Wilsky, Tochter eines Zollbematen aus Cottbus) auf Hochzeitsreise in Italien aufhält, auf die Fahndungslisten. Auslieferung nach Deutschland und am 31.10.1930 Verurteilung wegen Beteiligung an Sprengstoffanschlägen in Schleswig Holstein zu 7 Jahren Zuchthaus. Physische wie psychiche Krise in der Haft. Die Intervention seines Verteidigers Graf von der Goltz verhindert die Einlieferung in eine Nervenheilanstalt Göttingen. Freilassung Weihnachten 1930.

Fertigstellung des autobiographisch propagandistischen Berichts Landvolk und Bomben, dessen Niederschrift Volck in Italien begann und im Gefängnis fortsetzte (während in der benachbareten Zelle Ernst von Salomon an seinen Geächteten arbeitete). Publikation 1931, Verbot für Preßen (und desto besserer Absatz in den sich nicht der preußischen Entscheidung anschließenden Ländern).

1933-1939 Kontakte zu Göring und, so Volck, Mitarbeit an der Organisation der Geheimen Staatspolizei. Geheime Missionen für die SA. und SS., so Wulff mit dem Ziel Polizeichef von Berlin wenn nicht Chef der Sicherheitspolizei zu werden. Im Sommer 1934 Verhaftung in Berlin und Verhöre durch Heydrich in der Gestapo-Zentrale. 1935-1936 propagandistische Arbeiten für das deutsche "Volksbildungswerk" in Österreich. Mit Kriegsbeginn Kriegsberichterstatter in Frankreich. Meldung zu den Fliegern in Kolberg, und dubiose Tätigkeiten im Bereich der Spionageabwehr, die ihn nach Budapest. Unklar ist, wann und wie Volck politisch endgültig in Ungnade fiel. Seine Bücher sind im November 1942 verboten (diesbezügliche Meldung der Ortspolizei Gütersloh vom 30.11.1942) Volck wurde, nach Wulffs Bericht "im August 1944 im KZ Buchenwald hingerichtet".

 

Veröffentlichungen

Die Wölfe: mein sibirisch-kaukasisches Abenteuerbuch Ullstein-Kriegsbücher 42 (Berlin: Ullstein, 1918) {Staatsbibliothek Berlin: Weltkr. 432}/ Die Wölfe. 33000 Kilometer Kriegsabenteuer in Asien (Berlin: Ullstein, 1936).

Landvolk und Bomben (1931) - Nicht mehr nachweisbar

Rebellen um Ehre Herausgegeben von Erna Volck (Berlin: Brunnen-Verlag/ Willi Bischoff, 1932)/ Rebellen um Ehre. Mein Kampf für die nationale Erhebung 1918-33 (Gütersloh: C. Bertelsmann, 1938)/ Rebellen. Im Kampf um die nationale Selbstbehauptung (Viöl: Archiv-Edition, 1996).

Faller, Erwin, Ich war der Koch des Negus. 3 Jahre am Kaisernof von Addis-Abeba Bearb. u. verf. v. Herbert Volck (Bern/ Stuttgart: Hallwag, 1936).

Zehnder, Fridolin (Mohammed Mummen Muscha Heding), Soldat in Afrika. Vom Fremdenlegionär zum marokkanischen Freiheitskämpfer Bearb. und verfasst von Herbert Volck (Bern/ Stuttgart: Hallwag, 1937).

Öl und Mohammed. 'Der Offizier Hindenburgs' im Kaukasus (Breslau: W. G. Korn, 1938).

Der Traum vom Tode. das phantastische Leben des berühmten deutschen Weltreporters Roland Strunk (Berlin: Holle & Co. Verlag, 1938).

Odyssee für Deutschland. Ein Kampf in drei Erdteilen Mit Bildnis d. Verfassers (Breslau: W. G. Korn, 1939).

 

Literatur

Wulff, Wilhelm Theodor, Tierkreis und Hakenkreuz - Als Astrologe an Himmlers Hof (Gütersloh: Bertelsmann Sachbuchverlag, 1968), S.43-77.


Ende