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Schreiben Matthias Lackas an Johannes Banzhaf
Marbach, 20.1.1946

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ViereckTranskript Olaf Simons, 2004

Einordnung

Matthias Lackas nimmt erstmals nach dem Krieg wieder Kontakt mit dem Verlag C. Bertelsmann — Johannes Banzhaf — auf, mit Frage nach Provisionen, die ihm seiner Meinung nach noch aus dem Kassetten-Auftrag der Luftwaffe zustehen, den er dem Verlag C. Bertelsmann 1943 beschaffte. Banzhaf gibt die Anfrage an Gerhard Steinsiek weiter. Die weitere Beziehung zwischen Lackas und dem Unternehmen läuft ab 1947 über Fritz Wixforth.

Der "andere Herr" mit dem Lackas die Lizenz für einen Verlag erwartet ist Johannes Hoffmann, ab 1947 Ministerpräsident des Saarlandes, mit dem er sie Zulassung des Saarverlags, Saarbrücken beantragte. Die Lizenz trifft am 21.2.1946, also tatsächlich wenig später, ein.

Dokument

UHK: I.2/1015

Matthias Lackas
Buchhändler
Marbach a.N., den 20. Januar 1946
Postweg b./Feil

 

 

Herrn
Johannes  B a n z h a f,
im Bertelsmann-Verlag,
 
Gütersloh

 

Lieber Herr Banzhaf!

Ewig hatte ich schon vor, Ihnen zu schreiben und mehrmals den Ansatz gemacht, Ihnen einen Besuch in Gütersloh zu machen. Ich hörte von einer Buchhändlerin in Kassel, dass Sie wieder am werken sind und das freut mich!

Dass Sie alle die Strapazen gut überstanden haben, hoffentlich zu Ihrem Vorteil, freut mich sehr. Bei mir war es reine Glücksache, dass ich noch mit einem Kopf herumlaufe. Ich werde Ihnen gelegentlich einmal alles mündlich erzählen. Was ich heute will: Ich habe zunächst eine Reise- und Versandbuchhandlung eröffnet. Über den Sitz der Firma muß ich mich erst entscheiden. Weiter erwarte ich täglich mit einem anderen Herrn zusammen die Lizenz für einen Verlag. Über diese Pläne auch später mehr!— Ich brauche unbedingt große Posten Bücher! Können Sie mir dabei behilflich sein? Ich nehme mit Bestimmtheit an, daß Sie das können. Vielleicht kann unser Freund Engels, den ich ebenfalls zu grüßen bitte, auch etwas dazu tun, denn er druckt ja schon feste für den Borrömäus-Verein. Er kann vielleicht mal für mich eine Auflage anhängen. Ich kaufe Bücherposten in jedem Umfange, nach oben keine Grenze.

Noch etwas: Ich bitte Sie, meinen Rechtsanspruch an den großen Kassetten-Auftrag zu klären. Sie werden einsehen, daß ich darauf nicht verzichten kann und eine Einigung in dieser Sache muß herbeigeführt werden. Dabei auf meine Leidenszeit einzugehen, erübrigt sich wohl! Sie werden das mit Ihren Herren schon richtig besprechen.

Was machen Sie jetzt? Was für Pläne haben sie persönlich und im Verlag? Was macht Herr Wixforth und der "Gesanglehrer"? Schreiben Sie mir doch bitte recht bald!

Herr Roeingh soll in Berlin wieder arbeiten. — Das Schwein Jürgens soll in Berlin im GPU-Gefängnis sitzen. Ich hoffe, daß ich ihn demnächst mal besichtigen kann, wenn ich nach Berlin fahre! — Dr. Roeseler soll in der Haft gestorben sein usw. usw. So bekommen diese Schweine jetzt alle ihre gerechte Strafe. Haben Sie einmal etwas über Eggebrecht und Haensel gehört? Ich ruhe nicht eher, bis diese Burschen alle ihre Strafe haben!

Ich würde mich freuen, bald etwas von Ihnen zu hören. Für heute recht herzliche Grüsse!

Ihr
Matthias Lackas


Ende