Der nachfolgende Eintrag ist provisorisch, ein besserer Eintrag müßte zumindest klären, welche Unternehmen vor 1933 zum Langen-Müller Konsortium gehörten, wie es kam, daß dieses in den Besitz der DAF geriet und wie sich die Wiederzulassung nach 1945 gestaltete. o.s.
Gegründet 1893 von Albert Langen in Paris. Der Verlag wird später nach Leipzig und und dann nach München verlegt. 1896 erscheint hier zum ersten Mal die satirische Wochenzeitschrift Simplizissimus. Das Unternehmen zeigt sich dabei jedoch dem rechten, bürgerlichen Spektrum aufgeschlossen. Ernst Wichert, Vertreter völkischer Ideale erscheint hier. Hanns Johst,← der im Kulturbetrieb des Dritten Reichs Karriere machen sollte, Hans Grimm,← der Autor von Volk ohne Raum und Erwin Guido Kolbenheyer — letztere drei unterhalten nebenbei enge Beziehungen zum Kampfbund für deutsche Kultur,← den das Verlagshaus 1933 offen unterstützt. Mit Arnold Zweig weist das Unternehmen nur am Rande auch einen Autor auf, der sich nach 1933 nicht mehr verlegt läßt.
1931 geht der Albert Langen Verlag eine Interessengemeinschaft mit der seit 1903 bestehenden "Georg Müller Verlag A. G." ein. Ab 1932 firmiert das Unternehmen uner dem vereinigenden Namen "Albert Langen — Georg Müller Verlag GmbH". Zum Verlags-Ensemble gehört 1932/1933 schließlich der Avenarius Verlag, Leipzig.
Die Gleichschaltung Gewerkschaftswesens — im Konkreten des Deutschen Handlungsgehilfen-Verbandes — bringt 1933 eine ansehnliche Verlagsstruktur in den Machtbereich der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und damit unter die Kompetenz von Reichsleiter Robert Ley: Neben der Hanseatischen Verlagsanstalt← gehören die Verlage Langen-Müller und Avenarius zu den Unternehmen, die auf diesem Umweg gleichgeschaltet werden. Gustav Pezold bleibt der Verlagsleiter, gerät jedoch gegenüber Max Ammann und Wilhelm Baur, die seitens des Zentralverlags der NSDAP und der Reichsschrifttumskammer politischen Druck auf die konkurrierende DAF-Struktur ausüben in eine aussichtslose Position. Über Interventionen seiner Autoren und der verbleibenden Sympathisanten im Schrifttumsbereich versucht Pezold seine Unabhängigkeit zu wahren. Ernst Schulte-Strathaus legt Ende 1936 eine Denkschrift im Blik auf den Verlag Langen-Müller vor, die Pezolds Position stärken soll. Versuche Pezolds, die Intervention mittels einer Beratung mit dem "Stellvertreter des Führers" Heß politisch wirksam zu machen, bleiben jedoch ohne Erfolg. Pezold wird 1938 von Ley abgesetzt.
Unter den wichtigen Autoren verläßt Hans Grimm wenig später Langen-Müller, seine Entscheidung fällt dabei symptomatischerweise für Bertelsmann,← den Verlag, der seit 1933 Will Vesper← herausgibt und sich ganz unvermerkt bemüht, hochrangige Autoren zu aquirieren und eine unabhängige Größe auf dem Verlagssektor zu werden.
1943 gelingt es Ammann und Baur im Arrangement mit der DAF aus deren Verlagsimperium Langen-Müller und mit der Deutschen Hausbücherei AG auch einen Teil der Hanseatischen Verlagsanstalt zu erringen (die Büchergilde Gutenberg, und die anderen ehemals gewerkschaftlichen Buchgemeinschaften und Buchhandlungen bleiben bei Ley).
Nach dem Zweiten Weltkrieg befindet sich Langen-Müller nicht unter den Unternehmen, die auf eine schnelle Wiederzulassung rechen können. Bertelsmann unternimmt in den unmittelbaren Nachkriegsjahren mehrere Vorstöße über Hans Grimm und dann über den neuen Lektor Wolfgang Strauß, um die verkäuflicheren der Autoren des brachliegenden Unternehmens zu erwerben — eine Strategie, von der die Gütersloher erst ablassen, als sich abzeichnet, daß die nationalkonservativen Autoren, um die man sich dabei besonders bemüht, nicht besonders gut verkäuflich werden.
Nach der Wiederzulassung des Unternehmens übernimmt Dr. Joachim
Deutschen Literaturarchiv Marbach: Langen-Müller Verlag, Jb. XIV 680; XXIX 591; XXXVIII 521
Archiv des Albert Langen Verlags (Gründung 1893), des Georg Müller Verlags (Gründung 1903) und des Albert Langen-Georg Müller Verlags (Gründung 1931). 36 Kästen: Briefe von und an Korfiz Holm, Albert Langen, Georg Müller, Gustav Pezold und andere Verlagsmitarbeiter (z.T. mit Verträgen und weiteren Korrespondenzen zum Werk der Autoren).
Paul Alverdes, Martin Andersen Nexö, Werner Bergengruen, Ludwig Berndl, Alexander von Bernus, Ernst Bertram, Rudolf G. Binding, Uriel Birnbaum, Hans Erich Blaich, Franz Blei, Hans Friedrich Blunck, Rolf Bongs, Rudolf Borchardt, Hans Brandenburg, Heinrich Braun, Lily Braun, Georg Britting, Heinrich Conrad, Hermann Croissant, Anna Croissant-Rust, Otto Erich Deutsch, Paul Ernst, Hanns Heinz Ewers, Bruno Frank, Marie Franzos, Salomo Friedlaender, Efraim Frisch, Eduard Fuchs, Sir Galahad, Franz Alfons Gayda, Hans Grimm, Johannes von Guenther, Max Halbe, Wilhelm Hausenstein, Bernt von Heiseler, Hermann Hesse, Kurt Hiller, Rolf von Hoerschelmann, Robert Hohlbaum, Rudolf Huch, Hanns Johst, Georg Kaiser, Friedrich M. Kircheisen, Max Kirschstein, Erwin Guido Kolbenheyer, Artur Kutscher, Artur Landsberger, Martin Luserke, Carl Georg von Maassen, Karl Benno von Mechow, Max Mell, Christian Morgenstern, Josef Friedrich Perkonig, Leo Perutz, Hans Pfitzner, Wilhelm Pleyer, Josef Ponten, Friedrich Reck-Malleczewen, Karl Röttger, Felix Salten, Hugo Salus, Wilhelm Schäfer, Jakob Schaffner, Richard Schaukal, Gerhard Schumann, Wilhelm Schussen, Richard Sedlmaier, Willy Seidel, Richard Sexau, Otto Soyka, Wilhelm Speyer, Emil Strauß, Franz Tumler, Will Vesper, Helene Voigt-Diederichs, Karl Heinrich Waggerl, Konrad Weiss, Ernst Wiechert, Philipp Witkop, Erwin Wittstock, Wilhelm Zentner, Heinrich Zillich u.a.; Die Deutsche Arbeitsfront, Deutscher Verlegerverein, Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband, Buchbinderei E. A. Enders; Verlage und Buchhandlungen Akademischer Gemeinschaftsverlag, Grethlein, Hanseatische Verlagsanstalt, Propyläen, Volckmar u.a. – Korrespondenzen mit Autoren und Verlagen zur Anthologie Hundert Deutsche Dichter; die Gesamtausgabe der Werke von Annette von Droste-Hülshoff betreffende Briefwechsel mit Bertha Badt-Strauss, Kurt Pinthus, Karl Schulte-Kemminghausen u.a.; Briefe zum Werk von August Strindberg, darunter Schreiben von Emil Schering, Frida Strindberg und Verlag Kurt Wolff; Redaktionskorrespondenzen der Zeitschrift März mit Hermann Bahr, Rudolf Breitscheid, Otto Harnack, Conrad Haußmann u.a.; Verramschung betreffende Briefe von Karl Federn, Lion Feuchtwanger, Hans Lesser, Eduard Reinacher, Ernst Schulte Strathaus, Otto Zoff, Einhorn-Verlag u.a.; Materialien zur Arbeitsgemeinschaft literarisch-kultureller Verlage, darunter Schreiben der Verlage S. Fischer und Rowohlt; Dokumente zur Verlagsgeschichte; Verlagspapiere wie Geschäftsberichte, Protokolle und Bilanzen, Wirtschaftsprüfungsberichte, Kontoauszüge und Steuern, Anwaltsbriefe und Prozeßakten, Versicherungen und Gutachten; Briefe von Joachim Schondorff an Erika Schondorff u.a.
Angefügt: Teilnachlaß Gustav Pezold, 12 Kästen, Prosa, Aufsätze zur Geschichte des Langen-Müller Verlags und zu seiner Arbeit als Verlagsleiter. Verschiedenes. Erklärungen und Gutachten, Geschäftsberichte, Autorenverzeichnisse, Akten- und Gesprächsnotizen u.a. Briefe (meist Verlagskorrespondenzen) an und von
Paul Alverdes, Hans Walter Bähr, Max Bauer, Hermann Claudius, Hans Dulk, Hans Einsle, Georg Grabenhorst, Hans Grimm, Karl Hahn, Hellmuth Langenbucher, Hermann Mährlen, Benno Mascher, Franz von Rintelen, Günter Sachse, Blanche und Wilhelm Schäfer, Ernst Schulte Strathaus, Ellen Soeding, Wilhelm Stapel, August Friedrich Velmede, Josef Magnus Wehner, Josef Weinheber, Benno Ziegler, Heinrich Zillich u.a.; Reichsschrifttumskammer; Verlage Dickson, Langen-Müller u.a.; Ministerien u.a. – Die Zeitschrift Das Innere Reich und ihr Verbot 1936 betreffende Stellungnahmen und Briefe; Schreiben zur Verlags-Lehrlingsausbildung.
Zugehörige Materialien:
Verlagsbilanzen, Protokolle, Verträge u.a.; Gedichte von Korfiz Holm, Wilhelm Pleyer u.a.; Novellen und Erzählungen von Wilhelm Schäfer und Ernst Wiechert; Geschichte des Albert Langen Verlags von Hanns Floerke.
Geiger, Hannsludwig, Es war um die Jahrhundertwende: Gestalten im Banne des Buches: Albert Langen, Georg Müller (München: Langen Müller, 1953), 191 S., Ill.
Fünf Jahre Theaterverlag Albert Langen, Georg Müller: Eine Übersicht über die Entwicklung des Verlagswerks von 1933 bis 1938 (Berlin: Langen/Müller, 1938), 55 S., zahlr. Ill.
Meyer, Andreas, Die Verlagsfusion Langen-Müller: Zur Buchmarkt- und Kulturpolitik des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands in der Endphase der Weimarer Republik [= Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 32] (Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung, 1989), 271 S., Ill. — Literaturverz. S. 256-263.
Jan-Pieter Barbian, Literaturpolitik im "Dritten Reich". Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder, 2. Aufl. (München: dtv, 1995), S. 37, 77, 104, 152, 164, 168, 204, 271, 289, 324, 332, 334-337, 340, 399f., 403, 432, 471, 489, 696, 700.