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Der Christliche Erzähler

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Viereck

Nach den Erfolgen, die Bertelsmann mit den von Johannes Zauleck herausgegeben über die Gemeinden vertriebenen Blättern hatte, fiel im Unternehmen 1927 die Entscheidung zur Gründung einer hauseigenen belletristischen Zeitschrift. Das Lektorat übernahmen die Herausgeber, die man für das Blatt gewann: Friedrich A. Böhme, Fritz Pferdmenges und die Brüder Gustav und Wilhelm Schlipköter, die sich im westfälischen Raum mit lokalen Sujets christlichen Publikationen hervorgetan hatten.

Durch geschicke Abonnentenwerbung gelang es Fritz Wixforth, die Zeitschrift mit einem Starterfolg auszustatten: Bertelsmann offerierte Buchhändlern, die Abonennten gewannen, Werbeprämien. Otto Oeltze und Wilhelm Beimdiek nutzten den neuen Firmenwagen, um im Umland Bezieher zu gewinnen. Die Abonenntenentwicklung verlief jedoch nicht lange positiv — selbst die später vorgenommenen Namens- und Designänderungen konnten den Fall der Unternehmung, der mit der Wirtschaftskrise einsetzte, nicht aufhalten:

 

Der lichte Weg

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Viereck

Juli 1935

Unter der Leitung von Reinhold Braun wird das Blatt vom christlich missionarischen und deutschnational ausgerichteten Journal für ältere Bezieher zum biedermeierlich doch der neuen Zeit aufgeschlossenen Familienblatt umgewandelt. Spitzweg gibt mit Illustrationen dem Blatt das Gesicht, die Autoren, die Gedichte beisteuern, repräsentieren die neue völkisch-nationalistische und nationalsozialistischen Literatur: Hermann Claudius, Hans Friedrich Blunck und Erwin Guido Kolbenheyer, Gerhard Schumann, Herybert Menzel, Heinrich Anacker und Hanns Johst — ohne daß dies den Niedergang der Abonenntenzahlen aufhielte.

 

Frohes Leben

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Viereck

1937

Gustav Dessin übernimmt die Leitung der Zeitschrift und formt sie erneut grundsätzlich um: Photographien — volkstümelnd oder modern mit Kraft-durch Freude-Sujets und Motiven aus der familiären Freizeitgetaltung — ersetzten die Kunstbeilagen. Politische Stellung nehmende Aufnahmen, vom Fotoportrait Adolf Hitlers bis hin zu Bildern von Soldaten und Massenaufmärschen kommen hinzu.

1937

Abermals wird das Design geändert. Das teure Layout mit Photographien weicht einem billigeren, und traditionsverhaftereren, in dem Holzschnitte dominieren.

23.3.1943

Erscheinen der letzten Nummer — das Blatt wird aus Gründen der Papierersparnis eingestellt. Den Rückumschlag des letzten Heftes zierte ein melancholischer Brief August Winnigs, vorgeblich Ende 1942 an einen Freund im Felde geschrieben, der bereits seine achte Kriegsweihnacht feiern müsse (die Weihnachten des Ersten Weltkrieges mitgezählt). Wenn ihm die Zeit schwer werde, solle er sich an das halten, was über die Wirklichkeit hinausreiche, "so wie wir es tun werden, wenn wir Deiner gedenken und die Hände falten. Diese vor dem deutschen Schicksal gefalteten Hände — sind die Heimat."

© 2003, (provisorisch) Olaf Simons


Ende