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Möhle, Fritz Dmetrj Gustav
1901-?

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Viereck Hans-Eugen Bühler / Olaf Simons, 2003

Wirtschaftsprüfer, während des Kriegs zeitweilig Treuhänderischer Leiter des Verlags C. Bertelsmann. 1940 Adreßbuch Bielefeld: Fritz, Dr. Jur. Wirtschaftsprüfer Niedernst. 23, Pr-W.: Spiegelstr. 7. Nach dem Krieg Vorsitzender der Treuverkehr, eines bundesweit agierenden Verbunds von Wirtschaftsprüfungsunternehmen.

Geboren am 28.5.1901 in Marburg/Lahn, Eltern: Oberstudiendirektor Dr. Fritz Möhle und Lydia Iswekowa. Nimmt 1937 seine Arbeit für den Verlag C. Bertelsmann auf, bearbeitet u.a. Steuern, Bilanzen, Umwandlung in Kommanditgesellschaft und Gesellschaftervertrag Honig. Seine Beziehung zum Unternehmen wird 1941 intensiver, als Bertelsmann sich dem Kriegsgewinnabführungsverfahren stellen muß und Möhle in enger Kooperation mit Mohn die Firma den Behörden vorstellt - und ihre Kriegsgewinne für sie kleinrechnet.

Eng verknüpfen sich die Schicksale der Firma und Möhles, als 1944 die führenden Bertelsmann-Mitarbeiter inhaftiert werden. Möhle übernimmt die Vertretung der Firma gegenüber den Behörden und wird in dieser Position am 18.3.1944 in Gütersloh verhaftet, kurz vor einer Reise nach Berlin. Kriegsgerichtsrat Jürgens, von dem die Initiative ausgeht befürchtet, so die offizielle Begründung, eine Einflußnahme Möhles auf das Prozeßgeschehen - das Verfahren gegen Lackas und andere wird als Geheimverfahren geführt. Die Vorsprachen vor Wirtschaftsämtern, die auf Möhles Programm stehen, gefährden absehbar diesen Status.

Anklage wegen wegen "Begünstigung zum Kriegswirtschaftsverbrechen" wird am Ende gegen Möhle nicht erhoben. Den Behörden gegenüber zeigt er sich in breiten schriftlichen Darlegungen (überliefert in StaA Detmold, D 21 A, 1293) äußerst kooperativ.

Zurück in Gütersloh organisiert Möhle im Sommer und Herbst 1944 die Verteidigung des Unternehmens. Seine Darlegungen und das Geschick, mit dem er den ermittelnden Staatsanwalt beim Bielefelder Sondergericht Hermann Niederlag informiert, führen am Ende dazu, daß das Verfahren gegen Bertelsmann in ein Ordnungsstrafverfahren umgewandelt wird, das für das Unternehmen folgenlos bleibt. Die inhaftierten Bertelsmann-Mitarbeiter Beimdiek, Steinsiek und Wixforth kommen im August und Banzhaf im November 1944 frei, sie werden im März 1945 effektiv von allen gegen sie erhobenen Vorwürfen freigesprochen. Die engen Beziehung Möhles zu Niederlag erreichen in den fünfziger Jahren in eine neue Qualität, als Niederlag Rechtsberater der von Möhle geführten Treuhand AG wird.

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Nachkriegskarriere als Bertelsmann-Fürsprecher und zeitweiliger Vostandsvorsitzender der bundesweit agierenden Treuhand AG

Aus der Hand Möhles stammt mit Datum vom 25.9.1945 der erste und Maßstäbe setzende Versuch eine Geschichte Bertelsmanns im Dritten Reich zu schreiben - eine Geschichte, die das gegen das Unternehmen angestrengte Korruptionsverfahren zu einem Beleg der Verfolgung machte, der das christliche Verlagshaus unter dem Nationalsozialismus angeblich ausgesetzt war.

Das Adreßbuch Bielefeld führt Möhle 1950 als: Fritz, Dr. jur Wirtschaftsprüfer, Pr-W.: Bahnhofstr. 1957 lautet die Adresse Fritz, Dr. jur Wirtschaftsprüfer, Pr-W.: Wellenkotten 2.


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