index

Daehler, Jupp (Josef)
1900?-?

Linie
Viereck Hans-Eugen Bühler / Olaf Simons, 2003

Grafiker, Verleger und Hochstapler mit besten Kontakten zu Wehrmachtskreisen, geriet 1944 im Zusammenhang mit den Prozessen gegen Walter Pinski, Matthias Lackas und Heinrich Schepelamnn in das Fadenkreuz der Ermittler. Daehlers Altersangabe läßt sich anläßlich seiner Altersangabe im Prozeß gegen Matthias Lackas annähernd auf das Jahr 1900 bestimmen. Geboren wurde er demnach in Berlin als Sohn des Druckereibesitzers Anton Daehler.

Linie

Dubiose Karriere als Grafiker und Verleger unter dem Schutz der NSDAP

1929 Eintritt in den väterlichen Betrieb, den er später jedoch, so die Aussage im Lackas-Prozeß, seinem Bruder überläßt. 1931 Einrtitt in die NSDAP. 1935 Mitarbeit im Fachamt für Druck und Papier, sowie Mitarbeit bei der Kulturwart Reichsjugendführung, Gründung zudem eines Kunstverlages in Berlin.

Im November 1941 wird Daehler wird laut eigener Darlegung im Lackas-Prozeß vom Chef des SS Hauptamtes, Obergruppenführer Berger,Der Untermensch aufgefordert, sich zur SS zu melden, wird dort Untersturmführer (S) - ohne jedoch zum Dienst and der Waffe für tauglich befunden zu werden. - Position im Schulungsamt des SS Hauptamtes. Dieser Position entstammt als einzige Arbeit die Broschüre Der Untermensch.

Finanziell ist Daehler 1941 als Kommanditist an der Belser Chr., Verlagsbuchhandlung und Druckerei, Stuttgart, Augustenstr. 13 beteiligt. Ihre Inhaber sind 1941 Karl Walcker, Jupp Daehler, als Prokuristen führt das Adreßbuch des deutschen Buchhandels 1942 Hermann Schober.

1942 gründet Daehler den Verlag A. Daehler, Koblenz (nicht im Adreßbuch des deutschen Buchhandels 1942 verzeichnet) mit eigenem Verlag und Druckerei. Die Zweigniederlassung Berlin wurde 1960 verselbstständigt in Alfa-Druck Josef Daehler, Berlin (Quelle: Verlagsänderungen im deutschsprachigen Buchhandel, 1942 - 1943 Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung, 1969) sowie die "Arbeitsgemeinschaft Jupp Daehler", deren Mitarbeiterstab einer weitgehenden Fluktuation ausgesetzt ist. Sie brachte unter anderem für das OKH die Schrift Vom wehrhaften Geiste heraus. Die Zusammenstellung besorgte das Kulturamt der Reichsjugendführung unter Mitarbeit des Oberkommandos der Wehrmacht. Die Gestaltung lag bei der Graphischen Arbeitsgemeinschaft Jupp Daehler. Im Falle der Mappe Maler und Zeichner schauen den Krieg agierte die Propagandakompanie der Armee, Busch, als Herausgeberin. Für die graphische Gestaltung zeichnete wieder die Arbeitsgemeinschaft Daehler o.J. (1942) verantwortlich - die Mappe bot 14 Reproduktionen, jeweils auf Blätter aufgelegt.

Daehler lebt während des Krieges mit wechselnden luxuriösen Adressen und einem fluktuierenden Stab an jugendlichen Grafikern, denen er Arbeitschancen gibt. Es bleibt selbst den Untersuchungsrichtern im Prozeß gegen Matthias Lackas 1944 unmöglich, graphischen Arbeiten von ihm zu besehen. Daehler reagiert auf Anfragen ausweichend: "Meine Arbeit bestand darin, den Gedanken in seinem Grundgedanken festzulegen. Die techn. Ausführung haben andere Mitarbeiter gemacht" Sein Vermögen machte er, soweit sich dies ermitteln läßt mit Geschäften wie jenem, bei dem er 1,2 Millionen Stück des Totalen Spiels zum Preis von 87 Pfg. erwarb und zu 1,60 RM an den V.d.A. weiterverkaufte - eine Transaktion, die ihm 8.7600 RM eingebracht haben muß (Aussagen hierzu wieder im Prozeß gegen Matthias Lackas).

1943 intensievieren sch Kontakte zu Oberstleutnant Walter Pinski, der für die Wehrmacht Bücher kauft, zunehmend jedoch auch verlegerische Projekte arrangiert. Zu den waghalsigen Geschäftsprojekten gehört 1943 der Erwerb der Buchhandlung Greiner, Stuttgart, in die Matthias Lackas, Johannes Banzhaf, Eberhard Ritter von Riewel und Karl Heinz Moldt sich einkaufen wollen mit dem Ziel, das Unternehmen zur Abschöpfung von Zwischenhandelsgewinnen bei Buchgeschäften zwischen Verlagen und Wehrmachtsstellen zu nutzen sowie als eigenständig tätigen Verlag. Daehler verspricht, seine Kontakte zu Parteistellen spielen zu lassen. Walter Pinski will als Rechtsberater der Firma von deren Geschäften mit der Wehrmacht profitieren. Der Erwerb scheitert jedoch, nicht zuletzt, da Matthias Lackas ab dem Frühjahr 1943 unter kritischer Beobachtung der Reichsschrifttumskammer steht. Daehler dürfte kurz nach Pinskis im August 1943 verhaftet worden sein. Im Prozeß gegen Lackas erscheint er am 28.3.1944 als Gefangener "vorgeführt".

Linie

Nachkriegskarriere als Verleger von Unterrichtsmaterialien

Nachweislich befanden sich nach dem Krieg im Besitz Daehlers: Der Verlag für Erziehung und Unterricht GmbH., Berlin - 1963 erloschen (s. Verlagsänderungen) und der Verlag für Erziehung und Unterricht A. Daehler GmbH, Berlin. Alfa - Druck , Berlin.- seit 1956 Verlag für Erziehung und Unterricht GmbH. Berlin. Der Verlag A. Daehler war in Verbindung mit Alfa-Druck, Graphische Werkstätten und Vertrieb weiterhin als Zeitschriftenverlag tätig.

Diverse mit Daehlers Namen verbundene Titel sind aus der Zeit 1948-1955 nachweisbar.

 

Literatur

Hans-Eugen Bühler/ Olaf Simons, Die blendenden Geschäfte des Matthias Lackas. Korruptionsermittlungen in der Verlagswelt des Dritten Reichs (Köln: Pierre Marteau, 2004), 208 S, ills. [Verlagswerbung]