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Alfred Rosenberg an Joseph Goebbels gegen Unterstützung astrologischen Schrifttums durch die PPK
Berlin, 29.11.1939

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ViereckTranskript: Olaf Simons, 2004

Alfred Rosenberg gegen Einflußnahmen der PPK zugunsten astrologischer Literatur. Für weltanschauliche Fragen ist er allein zuständig und er sprach sich bereits für ein Verbot dieser Schriften aus.

Dokument

Abschriftlich in BAB (Reichskanzlei) R 43 II/ 479a

A b s c h r i f t.

 

Der Beauftragte des Führers
für die Überwachung der gesamten
geistigen und weltanschaulichen
Schulung und Erziehung der NSDAP.
Berlin V 35, 29. November 1939
Margaretenstr. 17      9966/R/Dt.

 

Herrn
Reichsminister für Volksaufklärung
und Propaganda,
Pg. Dr.  G o e b b e l s,
B e r l i n  W
Wilhelmplatz.

 

Betr.: Verbot astrologischer Kalender.

 

Sehr geehrter Parteigenosse Dr. Goebbels!

Ich habe erfahren, daß mein Ersuchen, die astrologischen Kalender zu verbieten, plötzlich zu einer entgegengesetzten Stellungnahme von Herrn Bouhler geführt hat. Darauf hätten Sie, weil hier zwei verschiedene Meinungsäußerungen zweier Reichleiter vorlägen, die Angelegenheit dem Stellvertreter des Führers zur Entscheidung eingesandt.

Ich darf dazu folgendes bemerken: Herr Bouhler ist n keiner Weise befolgt und bevollmächtigt, zu einer weltanschaulichen Haltung amtlich Stellung zu nehmen. Eine Meinungsäußerung von ihm ist in diesem Fall als eine Privatangelegenheit ohne dienstliches Gewicht zu bewerten. Der Führer hat mich eindeutig zu seinem Beauftragten für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung eingesetzt. Ich habe Vorschlägen zum Verbot bestimmter Werke nur in ganz seltenen Fällen zugestimmt und sie Ihnen als der für die staatliche Exekutive zuständigen Stelle weitergeleitet. Die NSDAP. kann zu dem vorliegenden Fall nur eine einzige Stellung einnehmen. Wenn sich jemand mit Astrologie — oder wie er sagt: astrologischer Forschung beschäftigt, so ist das eine Beschäftigung, in der wir niemand zu hindern gedenken. Wenn er glaubt, diese Forschungen in einem wissenschaftlich empfundenen Buch niederlegen zu müssen, so werden wir ihm darin auch keine Schwierigkeiten bereiten. Es mag sogar sein, daß für den Fall, daß Ausgang und Endziel unbeweisbar seien, man auf dem Wege der verschiedenen Forschungen doch das eine oder andere Interessante zu entdecken vermag. Etwas anderes ist es aber mit den astrologischen Kalendern, die den einzigen Zweck verfolgen, das Handeln von uns unabhängig von unkontrollierbaren Sternenkonstellationen zu machen und somit die Unbefangenheit des Urteils und der tat zu rauben. Wenn eine politische Aktion oder ein landwirtschaftliches Unternehmen von derartigen Prophezeiungen abhängig gemacht wird, dann hört am Ende ein persönliches verantwortungsbewußtes handeln auf. Von allem anderen abgesehen, ist von diesem rein praktischen Verhalten aus die Einwirkung astrologischer Kalender zu verhindern.

Ich habe vor einigen tagen dem Stellvertreter des Führers diese Haltung mitgeteilt, und er hat ebenfalls zugestimmt. Ich bitte deshalb das Verbot möglichst bald durchzuführen, wenn nun auch schon viel Zeit verflossen ist.

Zugleich bitte ich, in ähnlichen Fällen den Auftrag des Führers an mich als solchen hinzunehmen und Meinungsäußerungen von Persönlichkeiten, deren Befugnisse auf anderen Gebieten liegen, nicht als dienstlich zu betrachten.

 

Heil Hitler!
gez. A. Rosenberg.


Ende