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Schauwecker, Franz
26.3.1880 - 31.5.1964

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Biographie
Veröffentlichungen
Literatur


Die Mannschaft (Berlin: Limpert, 1937), Bd. 2.

 

 

Biographie

Geboren am 26.3.1890 in Hamburg, verheiratet mit Käthe Willwock - in den 20er Jahren neben Ernst Jünger, H. Kleinau, Werner Laß und Friedrich Hielscher einflußreich als Propagandist des rechtskonservativen "Neuen Nationalismus" - für die Nationalsozialisten kommensurabel als einer der Autoren, die sich zu allererst auf das Erlebnis des Ersten Weltkriegs beriefen, um gegen die Weimarer Republik Front zu beziehen.

Orts- und Schulwechsel prägen - aus den beruflich bedingten Umzügen des Vaters, eines Zollinspektors, resultierend - Schauweckers Jugend. Nach dem Abitur studiert er Germanistik und Kunstgeschichte in München, Berlin und Göttingen, nebenbei entwickelt er ein großes Interesse an der Orientalistik. Teilnahme am Ersten Weltkrieg mit Einsätzen an der an Ost- und Westfront und zweimaliger Verwundung. Entlassung 1918 als Leutnant der Reserve im Inf.-Regt. Nr.46. Arbeit als Redakteur und erste schriftstellerische Aktivität 1919 mit Im Todesrachen - Die deutsche Seele im Weltkrieg, 1920 mit dem Bändchen Weltgericht sachlich ausdeutete und 1927 unter dem Titel Das Frontbuch erneut veröffentlicht. Ernst Jünger würdigt das Werk als Zugang zum originären Erleben des Ersten Weltkriegs: "Im Todesrachen stellt ein vortreffliches Bild des Lebens in den Schützengräben dar, es fügt die inneren und äußeren Züge dieses Bildes mit Mosaiksteinchen aneinander in einer Weise, die für uns von besonderem historischen Wert ist, weil schon heute diese Frische der Farben und diese Fülle von Details ganz unerreichbar geworden ist." Schauweckers politischer Weg scheint am rechten antirepublikanischen Rand abgesteckt, weist jedoch Eigenarten des Bildungsweges auf, mit dem Schauwecker sich schwerlich in das Spektrum der protofaschistischen Autoren von Volck bis Ettighoffer einordnet.

Mit dem Tierroman Ghavati bietet er 1920 eine verklausulierte Schöpfungsgeschichte, die das Tier als Abschluß des Anorganischen und Neubeginn einer Entwicklung feiert, an deren Ende der Mensch in einer göttlich beseelten Natur steht. Mit Die Götter und die Welt setzt er 1922 das Sujet fort - das Buch soll ein "Naturroman der Menschheitsgeschichte" sein.

1924 erscheint sein semifiktionaler Bericht Der Aufmarsch als erster Band der von Ernst Jünger betreuten Grauen Reihe des Stahlhelm-Verlags. Die Rückschau auf den Ersten Weltkrieg wird zum Geburtsmoment ein neues Deutschland. Der zweite Band der Serie wird 1926 Friedrich Georg Jüngers Aufmarsch des Nationalismus, der geplante dritte aus Ernst Jüngers Feder, Die Grundlagen des Nationalismus, wird nur noch angekündigt, er erscheint nicht mehr.

Mit der Gründung der Zeitschrift Die Standarte - Beiträge zur geistigen Vertiefung des Frontgedankens, der Herausgeber ist der ehemalige Freikorpsführer Helmut Franke, reiht sich Schauwecker 1925 ostentativ in die Riege der Nietzsche-Anhänger ein, die unter dem Label des "Neuen Nationalismus" mit eine Revolution von Rechts, gegen Kapitalismus wie Liberalismus fordern. Das Blatt erscheint anfänglich als Beilage der Wochenschrift des "Stahlhelms", neben Schauwecker gehören Ernst Jünger und Friedrich Wilhelm Heinz zu den Autoren. Schauwecker gibt in dem in der in der Standarte vom 15.7.1926 veröffentlichten Artikel "Wesen des Nationalismus" dem Neuen Nationalismus ein in den National-Sozialismus verweisendes Manifest mit auf den Weg:

In Turbulenzen gerät die Standarte 1926 nach Konflikten mit der "Stahlhelm"-Führung. Als freies Blatt wird sie vorübergehend eigenverantwortlich von Franke, Jünger, Schauwecker und H. Kleinau geführt. Der Untertitel "Wochenschrift des neuen Nationalismus" wird zum Programm. Ein vorübergehendes Verbot erfolgt, als die Herausgeber Sympathien für die Mörder Walther Rathenaus zeigen. Franke verläßt in der Folge mit engeren Gesinnungsgenossen den "Stahlhelm" und gründet in Berlin den Arminius - Kampfschrift für Nationalisten. Die Standarte darf nach dreimonatigem Verbot wieder erscheinen Kleinaus und Schauwecker zeichnen als die Herausgeber.

Großangelegt folgt 1927 Richard Holven oder Die Symbole - abermals in der Grauen Reihe veröffentlicht. Als Herausgeber des Bildbandes So war der Krieg. 200 Kampfaufnahmen aus der Front - er besorgt die Bildauswahl und versieht die einzelnen Kapitel mit Einleitungen - gehört Schauwecker selben Jahres zu jenen, die den optischen Eindruck den man vom Krieg bislang pflegt, verändern. Ernst Friedrichs Krieg dem Kriege erschien soeben. Mit So war der Friede. Die Revolution der Zeit in 300 Bildern setzt Schauwecker seinem Kriegsband 1928 den Band zu den Nachkriegswirren nach - propagandistisch der Weimarer Republik ihre revolutionäre Geburtsstunde entziehend.

Im Geflecht persönlicher Kontakte gibt Schauwecker seine Mitherausgeber bei der der Standarte auf um in dem von Ernst Jünger, Werner Laß und Friedrich Hielscher geführten Vormarsch aktiver zu werden. Sein politisches Denken gewinnt mystische Züge mit Formeln wie "Das Reich der Deutschen ist Gottes." Unter dem Titel "Der Krystall" verkündet er in Hielschers Blatt mit dem Gestus des politischen Manifests einen Idealismus und eine Untergangsbereitschaft, die an Walter Flex erinnern:

Mit Aufbruch der Nation (1930) und Deutsche allein (1931) folgen Buchpublikationen, die die Revolution herbeisehen. Mit dem Beitrag für die Sammelband Aufstand - Querschnitt durch den revolutionären Nationalismus, herausgegeben von Goetz Otto Stoffregen, reiht sich Schauwecker in das Spektrum ein. Mit der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten ordnet Schauwecker seinen bisherigen Kampf dem neuen Regime unter. 1933 befindet er sich unter denen, die bei der Gleichschaltung der deutschen Sektion des internationalen Pen-Clubs zu höheren Posten kommen. Mit dem Beitrag im Sammelband Deutscher Aufstand - Die Revolution des Nachkriegs, herausgegeben von Curt Hotzel widmet er 1934 seine politische Arbeit rückwirkend dem neuen Regime. 1939 gehörte er zu jenen, die in der Sondernummer der Zeitschrift Die Buchbesprechung in höchstem Auftrag den Angriff auf Polen legitimeren. Nicht recherchiert ist a dieser Stelle, wie Schauwecker sich vom Dritten Reich in die Nachkriegszeit bewegte. Franz Schauwecker starb am 31.5.1964 in Günzburg.

 

Veröffentlichungen (unvollständig)

Im Todesrachen. Die deutsche Seele im Weltkriege (Halle: 1919).
Das Frontbuch. Die deutsche Seele im Weltkriege, 6. Aufl. (Halle a.d. Saale: Diekmann, 1927), 375 S.

Ghavati. Ein Tierroman, 1.-5. Aufl. (Halle: Diekmann, 1920), 330 S.

Die Götter und die Welt (Halle a.d. Saale: Diekmann, 1922), 346 S.

Der feurige Weg (Leipzig: Der Aufmarsch, 1926).

Aufbruch der Nation (Berlin: Dt. Buch-Gemeinschaft, 1929), 381 S.
— (Berlin: Frundsberg-Verlag, 1930), 403 S.
— 4. Aufl. Teilausgabe [= Das Reich im Werden. Deutsches Schrifttum, 2] (Frankfurt a.M.: Diesterweg, 1938), 56 S.

Die Geliebte. Geschichte der Hilde Roxh. Roman (Berlin: Frundsberg-Verl. 1930), 335 S.

Hunde und Katzen. Tiernovellen v. Otto Alscher [u.a.], Vorr.: Franz Schauwecker (Berlin: Frundsberg-Verl., 1930), 242 S.

"Die Verwandlung der Seele", in: Querschnitt durch den revolutionären Nationalismus, hrsg. von Goetz Otto Stoffregen, 1.-5. Tsd. (Berlin: Brunnen-Verlag, 1931).

Deutsche allein, (Berlin: Frundsberg-Verlag, 1931), 345 S.

Brandenburgische Fahrt [= Stalling-Bücherei Schriften an die Nation, 8] (Oldenburg i. O.: Stalling, 1932), 75 S.

Krieg der Deutschen [= Aus Deutschlands Werden, 11/12] (Leipzig: Schloessmann, [1933]), 31 S.

So war der Krieg: 200 Kampfaufnahmen aus der Front hrsg. von Franz Schauwecker (Berlin: Frundsberg-Verl., 1927), 136 S.
— 2. Aufl. (Berlin: Frundsberg-Verl., 1927).
— 3. verm. u. verb. Aufl. (Berlin: Frundsberg-Verl., 1927), 136 S.

So ist der Friede. Die Revolution der Zeit in 300 Bildern hrsg. von Franz Schauwecker (Berlin: Frundsberg-Verl., 1928), 196 S., zahlr. Ill. u. graph. Darstellungen.

"Der Aufbruch der Nation aus dem Kriege", in: Deutscher Aufstand. die Revolution des Nachkriegs, hrsg. von Curt Hotzel (Stuttgart: Kohlhammer, [1934]), 355 S.

Die große Sage. Wikinger erleben die Welt (Berlin: Fundsberg-Verl., 1934), 304 S.

Der große Verzicht (Leipzig: Hesse & Becker Verl., [1938]), 136 S.

Hoeppener-Flatow, W[ilhelm], Stoßtrupp Markmann greift ein! Der Kampf e. Frontsoldaten, eingeleitet von Franz Schauwecker (Berlin: Steiniger, 1939), 212 S.
— 11.-20. Tsd. (Berlin: Steiniger, 1939).

Vor dem Sturmangriff [= Kriegsbücherei der deutschen Jugend, 1] (Berlin: Steiniger [ca. 1940]), 32 S.

Einer von vielen [= Kriegsbücherei der deutschen Jugend, 18] (Berlin: Steiniger, [ca. 1940]), 32 S.

Füsilier Lehmann 4, 1.-100. Tsd. = Wahre Soldatenschicksale, 1 (Berlin [usw.]: Nibelungen-Verl., 1940), 39 S.

Mann zwischen heute und morgen (Leipzig: Hesse & Becker, [1940]), 212 S.

 

Literatur

Barbian, Jan-Pieter, Literaturpolitik im "Dritten Reich". Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder 2. Aufl. (München: dtv, 1995), S. 82, 455.

"Der feurige Weg - Zum Werk Franz Schauweckers" - Ausgewählte Aufsätze aus den Rundbriefen der Organisation TYR des TURBUND http://www.myway.de/secretlab/dturb331.htm#dt331kopf

Fröschle, Ulrich, "'Radikal im Denken, aber schlapp im Handeln'? Franz Schauwecker: Aufbruch der Nation (1929)", in: Von Richthofen bis Remarque hrsg. von Thomas F. Schneider [= Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, 53] (Amsterdam: Rodopi, 2003), S. [261] - 298.

Hüppauf, Bernd, "Zwischen Metaphysik und visuellem Essayismus. Franz Schauwecker: So war der Krieg (1928)", in: Von Richthofen bis Remarque hrsg. von Thomas F. Schneider [= Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, 53] (Amsterdam: Rodopi, 2003), S. [233]-248.


Ende