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Hans Grimm, Englische Rede
Gütersloh: C. Bertelsmann, 1938

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Viereck Buchnotiz Martin Wellmann, 2003

 

 

Publikationsgeschichte
Inhalt und Kommentar

 

 

Publikationsgeschichte

Im Oktober 1938 wurde mit dem Druck der "Englischen Rede" begonnen. Der Text erreichte eine Gesamtauflage von 60.000 Exemplaren und wurde in geringem Maße auch in England veröffentlicht (1000 Ausgaben).

"Die Englische Rede", mit dem Untertitel "Wie ich den Engländer sehe", umfasst 55 Seiten, wobei anzumerken ist, dass die zweite Hälfte des Textes die englische Übersetzung der ersten Hälfte darstellt.

Inhalt und Kommentar

Der Text beginnt mit einem an Nachdruck kaum zu übertreffenden Lob Englands. Grimm schreibt er "stehe heute vor England, wie jeder vor diesem gewaltigsten politischen Kunstwerke eines gottgesegneten Menschengeiste und Menschenwillens zu stehen hat, nämlich andächtig". Man hat das Gefühl als bemühe er sich um das englische Wohlwollen, indem er wiederholt seine ehrfürchtige und andächtige Position England gegenüber betont. Der Grund hierfür scheint der Stolz zu sein, "daß der tiefgründige langsame Mensch aus dem Norden, daß da Blut von meinem Blute sich die Auserwähltheit gewonnen hat". Mit "Auserwähltheit" ist hier die Weltmachtstellung Englands gemeint. Grimm sieht in der Tatsache, dass sich in den britischen Hoheitsgebieten stets "Haß in Neigung" verkehrt hat eine Bestätigung der Vorrangstellung des "nordischen Geistes". Auf die im Text gestellte Frage wie diese Weltmacht entstanden ist antwortet Grimm mit extrem rassistischen Thesen. Zum einen betont er, dass der "nordische Geist" auf der britischen Insel von "Vermischung mit Fremdartigem verschont" geblieben ist, zum anderen lobt er den britischen Hang zur "Ritterlichkeit" und nicht zur "Pöbelhaftigkeit". Nennenswert ist ein weiterer Vorteil, der England zu gute kommt, nämlich das Ausbleiben der Konfrontation mit "Neidinstinkten", wie man sie nach Meinung des Autors verstärkt im slawischen Blut findet.

Hans Grimm unterstreicht selbstbewusst seine Position als "politischen Dichter". Als solcher ist es seine Aufgabe "die Dinge der großen Menschenwelt darzustellen, wie sie voneinander abhängig sind". Unparteiisch und distanziert versucht er aufzuzeigen, "wo die Menschen sich verlaufen haben".

Der Autor nimmt im Folgenden als "politischer Dichter" eine ermahnende Haltung ein. Er warnt vor der bedenklichen Entwicklung der "Vermassung", und sieht in dieser eine Bedrohung für die "Hochwertigen Völker". Das Problem der Menschheit lautet nach Grimm nicht: "Demokratismus oder Faschismus", nicht "Bolschewismus oder Nationalismus", nicht "Kapitalismus oder Marxismus" sondern "Vermassung oder Hochwertigkeit". Da das Vermeiden des soeben genannten Problems der "Vermassung" sowohl ein deutsches als auch ein englisches Anliegen darstellen muss, fordert Grimm "die gemeinsame Sache der Hochwertigen zu vertreten". Aus diesem Grund sollte gegen ein deutsches Expansionsbestreben nichts einzuwenden sein. Denn das "ganz unnatürliche Einpferchen von Elementarkräften, [...] diese künstliche Herbeiführung der Vermassung in einem ganz hochwertigen Volk hat bei uns nach dem Kriege zum wachsenden Zynismus, so scheint mir, am meisten beigetragen". Diese "Raumlosigkeit" verwährt den Deutschen ihr "Recht auf Leistung". Wie wichtig Hans Grimm das Problem der "Vermassung" und dessen Nichtbeachtung durch den Engländer ist wird am Ende der Rede deutlich gemacht: "Sie werden [...] möglicherweise sagen, ich hätte mich [...] von meinem Thema: Wie ich den Engländer sehe, dennoch entfernt. Ich bestehe darauf, das nicht getan zu haben. Denn was könnte mir am Engländer mehr auffällig sein als das gegenwärtige Vorbeisehen an der bedrohten Hochwertigkeit."

Als Anhang zur Rede findet sich auf den letzten fünf Seiten eine Reaktion auf so genannte Missverständnisse, welche durch die Übersetzung ins Englische entstanden sind. Grimm spricht außerdem von einem Bündnis der drei "Nordmenschen", nämlich England, Nordamerika und Deutschland, da es eine gemeinsame Aufgabe sei "aus der vorläufigen eine echte und dauernde internationale Weltordnung" zu schaffen.


Ende