Das Tao Te King in der Übertragung Walter Jervens von 1928 (1928-tao-te-king.html) kursiert mittlerweile in mehrfacher Ausgabe im Internet. Das Copyright liegt beim 1924 gegründeten Verlag O. W. Barth (heute im Konsortium der Fischerverlage; die dortige Internetseite http://www.fischerverlage.de bietet jedoch keinen Verweis mehr auf die Ausgabe, obwohl sie in Restexemplaren über den Handel erhältlich ist). Ich versuche gegenwärtig herauszufinden, ob es von Seiten des Verlags als eher verkaufsfördernd denn verkaufsschädigend eingestuft wird, wenn der Text über das Internet bekannt ist. Gegenüber den eingängigeren Ausgaben wird diese auf dem Markt unterliegen, sobald niemand mehr ihren Text kennt, was dafür spricht, ihn bekannt zu halten.

Von den deutschen Übersetzungen des Tao Te King ist die Walter Jervens bei weitem die sparsamste, ein Grenzgang im Umgang mit der deutschen Sprache vergleichbar der Übersetzung des Alten Testaments durch Martin Buber und Franz Rosenzweig — eine Übersetzung, die es wie keine andere dem Leser erlaubt, sich mit Assoziationen im Text fortzubewegen. Jerven kommentierte sie klugerweise nicht. Jede Kommentierung hätte eine Einengung des Textes bedeutet. Informationen zum Übersetzer sind schwer zu erlangen. Jerven war der Filmregisseur hinter Karl Valentins Der Sonderling. Die letzte nachgewiesene Regiearbeit stammt aus dem Jahr 1942. Weitere biographische Angaben liegen nicht vor. Es wäre ein Gewinn, sie zu haben.

Olaf Simons, 2006