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Schreiben Gerda Köhler an Matthias Lackas
Berlin, 24.6.1944

Linie
Viereck

Dokument: BA Aachen RH 69 1c, S. 164. Brief an den zum Tode verurteilten Matthias Lackas.

Berlin 9. Juni 44

Mein lieber Thias!

heute soll Dich auch wieder ein lieber Gruss von mir in Deiner Einsamkeit erreichen. Es fällt mir schwer, wenn ich an Dich schreiben soll. Ich kann es und werde es nie fassen; wie man Dir solch ein Urteil geben konnte. Das kann doch alles nicht wahr sein. Mit einer Freiheitsstrafe hättest Du auch gebüsst. Warum gibt man Dir keine Gelegenheit, Deinen wahren Kern zu zeigen?

Siehst Du, nun stehen mir schon wider die Tränen in den Augen. Ich gebe die Hoffnung und den Mut nicht auf, dass auf dem Gnadenwege doch noch alles besser wird, es wäre sonst unerträglich für mich. Wie sehr ich an Dir hänge, ist mir in dieser schweren Zeit erst richtig zum Bewusstsein gekommen. Gott sei Dank, dass Deine Mutter von dem wahren Urteil nichts weiss, sie hätte es bestimmt nicht ertragen.

Ich hoffe, dass Du gesundheitlich noch auf der Höhe bist.

Während der Pfingstfeiertage war ich nicht in Berlin. Richtig froh kann man seines Lebens aber nicht mehr werden.

In der nächsten Zeit muss ich doch einmal versuchen, eine Sprecherlaubnis zu erhalten. Sei für heute recht lieb und herzlich gegrüsst von

Deiner Gerda


Ende